Jurybegründung

Mein Wort ist ein Messer aus Luft:

Aus dem Editorial der aktuellen erostepost-Ausgabe zum Literaturpreis 2022

Der erostepost-Literaturpreis 2022, ausgeschrieben zu einer Verszeile aus einem Gedicht der 2021 verstorbenen Salzburger Schriftstellerin Christine Haidegger, hat uns eine große Zahl an Zusendungen beschert. Es entspricht der Vielfalt der Beiträge und vor allem der Qualität der Einreichungen, dass die Jury sich auf zwei Preisträgerinnen und einen Preisträger geeinigt hat: Tara Meister aus Wien, Jan Decker, der ebenfalls in Wien lebt, und Corinna Huber aus Tübingen werden zu gleichen Teilen mit dem Literaturpreis 2022 ausgezeichnet.

Tara Meister erzählt in „lose prinzen, märchen“ von der Sehnsucht /…/ Wir trauen Meisters Figuren, wir haben sie vor Augen, auch wenn wir nicht das ganze Bild sehen, die Autorin malt es voller Poesie, hintergründigem Humor, Schwermut und gewinnender Unkorrektheit. Vor allem packt sie die Sprache beim Wort, ihr Text hat Klang, hat Lust laut zu sein, lautmalend und rhythmisch.

Jan Deckers ungemein pointierter Text Mutmaßungen über die Gegenwart / Ein Brief an Uwe Johnson glänzt nicht nur durch seine Argumentation, seine verblüffenden Folgerungen, er lädt auch ein, unterschiedliche Positionen einer Rezeption auszuloten. /…/ Wir erhalten auf rhetorische Fragen dann doch einige Antworten, zum Beispiel, wie eine Geschichte entsteht und wohin das Beobachten führt.

Corinna Huber beweist mit ihrem Text „die entdeckung einiger elemente“ aufs Eindringlichste, wie viele Lesarten es gibt für gute Literatur /…/ Souveräner geht Schreiben wohl kaum, auch wenn es uns ab und an ein wenig ratlos zurücklässt: „was sollen wir auch machen, wenn es nunmal so ist. dass die dinge so sind und sich dann schreiben. dass die dinge sich schreiben und dann so sind.“

Wir bedanken uns bei allen Autorinnen und Autoren, die sich beteiligt haben, die Ausgabe 64 der erostepost versammelt die prämierten Texte und die besten Beiträge der Shortlist. Illustriert wurde das Heft zum Literaturpreis 2022 von Angelika Bamer-Ebner.